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Rituale für die Rauhnächte, mit denen du Altes loslassen & Neues begrüßen kannst

Rituale für die Rauhnächte, mit denen du Altes loslassen & Neues begrüßen kannst

In der Nacht vom 24. auf den 25. Dezember beginnen die Rauhnächte. Vielleicht hast du schon mal von ihnen gehört? Ich kenne sie von meiner Oma, aber erst jetzt verstehe ich so langsam ihre Bedeutung. Die Nächte bis zum Dreikönigstag am 6. Januar werden oft als magisch oder sogar mystisch wahrgenommen. Es ist die Zeit, in der es still wird. In der wir zur Ruhe kommen (sollten). In der wir das Alte loslassen und uns auf das Neue einstellen können.

Die Rauhnächte sind eine alte europäische Tradition. Den Überlieferungen nach glaubte man, dass in dieser Zeit Geister, Hexen und andere übernatürliche Wesen besonders aktiv sind. Die Menschen nutzten verschiedene Rituale, um sich vor dem “Bösen” zu schützen, einen Blick in die Zukunft zu werfen und der Dunkelheit zu entfliehen. Sie räucherten, stellten Schutzsymbole auf, deuteten Orakel oder Träume und zündeten Kerzen an. Diese Rituale unterscheiden sich bis heute von Region zu Region.

Warum sind es ausgerechnet 12 Nächte?

Gefühlt dreht sich die Welt “zwischen den Jahren” wirklich etwas langsamer. Man sagt, in dieser Übergangszeit verschwimmen die Grenzen zwischen der spirituellen und der physischen Welt. Das ist gar nicht so verwunderlich, wenn man sich auf die Wurzeln der Rauhnächte zurückbesinnt. Denn sie gehen zurück auf den Wechsel vom Mond- zum Sonnenkalender. Das Mondjahr ist 354 Tage lang, das Sonnenjahr hingegen die bekannten 365. Es bleiben also genau 11 Tage und 12 Nächte “übrig”, die sogenannten Rauhnächte.

Die spirituelle Bedeutung der Rauhnächte

Die Rauhnächte haben für viele Menschen eine spirituelle Bedeutung. Diese ist individuell und kann von Mensch zu Mensch verschiedene Ausprägungen haben. Im Kern geht es darum, zu reflektieren, sich bewusst Zeit für sich zu nehmen, den Blick nach innen auf eigene Wünsche und Ziele zu lenken und den Geist zu öffnen. Sich Fragen zu stellen wie “Was möchte ich im alten Jahr lassen? Was möchte ich ins neue mitnehmen? Was wünsche ich mir? Was habe ich dieses Jahr erlebt? Was hat mich glücklich gemacht? Woraus habe ich gelernt?”. Rituale während der Rauhnächte sind eine Möglichkeit, dem Höher-Schneller-Weiter unserer Zeit etwas entgegenzusetzen und der Langsamkeit Raum zu geben. Du kannst also die Zeit zwischen dem alten und dem neuen Jahr auf deine ganz eigene Weise zelebrieren.

Moderne Rituale für die Rauhnächte

Es gibt Rituale wie das Räuchern, die immer noch sehr beliebt sind. Kerzen anzünden hat heute vielleicht nicht mehr eine so große Bedeutung wie früher, als es noch kein elektrisches Licht gab und eine Kerze die einzige Flucht aus der langen Dunkelheit war. Obwohl, wenn ich so darüber nachdenke, nichts geht über ein Entspannungsbad bei Kerzenschein! Ich habe dir ein paar Rituale zur Inspiration zusammengestellt. Darunter verstecken sich ein paar traditionelle Rituale, wie das Verbrennen der 13 Wünsche, aber auch ein paar “Selfcare-Rituale”, die gut in diese Zeit passen. Du kannst sie während der Rauhnächte in deinen Alltag einbauen und zelebrieren - ganz nach deinem Rhythmus und deinen Vorlieben.

13 Wünsche verbrennen

Du schreibst 13 Wünsche für das nächste Jahr einzeln auf kleine Zettel, die du zusammenfaltest. Jeden Abend ziehst du blind einen dieser Zettel und verbrennst ihn. Bildlich gesprochen übergibst du in diesem Moment den “höheren Mächten” deinen Wunsch, die nun dafür Sorge tragen sollen, dass er in Erfüllung geht. Da es nur 12 Nächte sind, bleibt ein Zettel übrig. Das ist der einzige, den du laut vorliest und für dessen mögliche Erfüllung du im nächsten Jahr selbst “verantwortlich” bist. (Sei beim Verbrennen bitte sehr vorsichtig und gehe verantwortungsbewusst mit dem Feuer um!)

Idee: Verbrenne jeden Abend zu einer festen Uhrzeit einen Wunsch & schlürfe dabei eine Tasse deines Lieblingstees.

Bewusst Zeit für Yoga nehmen

In den Rauhnächten helfen dir entspannende Yoga-Übungen dabei, Körper und Geist zu zentrieren, Stress abzubauen und eine innere Ruhe zu finden, die für diese Übergangszeit sehr wichtig ist. Gerade wenn du dich rastlos oder getrieben fühlst - auch die Weihnachtszeit ist für viele hektisch und stressig - ist sanftes Yoga eine gute Möglichkeit, um zur Ruhe zu kommen und Platz für klare Gedanken zu schaffen.

Idee: Mit meditativem Yin Yoga kommt nicht nur dein Geist zur Ruhe, dein Körper kann durch die sanften Dehnungen auch Stress loslassen. 20-30 Minuten pro Session genügen.

Reflexion des alten Jahres

Das Jahr fühlt sich am Ende immer an wie ein Fingerschnips. Ich höre mich selbst oft denken “Wo ist denn bitte das Jahr schon wieder hin?”. Ein Jahr, 365 Tage, in denen so viel passiert ist. Und doch fällt es uns schwer, uns ad-hoc an die ganzen schönen Momente zu erinnern - vor allem an die vielen kleinen. Genau deswegen ist Reflexion so wichtig. Das Zurückblicken auf das vergangene Jahr ermöglicht es uns, die Highlights noch einmal zu genießen, aus Erfahrungen zu lernen, Erreichtes voller Stolz anzuerkennen und Herausforderungen zu identifizieren, die uns wahrscheinlich auch im neuen Jahr weiter begleiten werden.

Idee: Schaue deine Fotos an oder blättere durch dein Tagebuch & schreibe deine persönlichen Highlights des Jahres auf.

Ziele für das neue Jahr aufschreiben

Wer keine Ziele hat, irrt richtungslos durch eine Welt, die uns suggeriert, dass alles möglich sei. Aber auch Freiheit braucht Guidance, denn die Kehrseite von “Alles ist möglich!” ist “Ich weiß nicht, wo ich anfangen soll!”. Die meisten von uns haben zu viele Themen, zu viele Aufgaben, zu viele Interessen, zu viele Zuvieles, die sie in begrenzte Zeit packen müssen. Das Festhalten von klaren Zielen und Wünschen für das kommende Jahr hilft uns dabei, den Fokus nicht zu verlieren und eine Vision für die persönliche Entwicklung zu schaffen.

Idee: Wenn das kommende Jahr ein Buch wäre, welchen Titel würdest du ihm geben? (Tipp: Schau dir dafür deine 13 Wünsche an - siehst du eine Verbindung?)

Naturverbundenheit

Um Gedanken zu sortieren, zu reflektieren und durchzuatmen, ist Zeit in der Natur genau das Richtige! Gerade in den Rauhnächten ist die Verbindung zu Mutter Erde von besonderer Bedeutung, denn durch sie können wir uns auf das Wesentliche besinnen. Sie hilft uns, das Hier und Jetzt wahrzunehmen und dadurch das Wichtige vom Unwichtigen zu unterscheiden. Wenn du in der Großstadt lebst und die Natur nicht gerade um die Ecke ist, kannst du auch anderweitig Naturverbundenheit herstellen, z.B. durch Aromatherapie, Naturkosmetik, einen Besuch in der Sauna oder im Planetarium.

Idee: Mache einen ausgiebigen Waldspaziergang - am besten allein oder mit jemandem, mit dem du gut gemeinsam schweigen kannst.

Räuchern & reinigen

Es gibt unzählige Möglichkeiten, zu räuchern, z.B. mit Räucherstäbchen, Harz, weißem Salbei oder anderen Kräutern. Durch das Räuchern befreist du dich und dein Zuhause von negativen Energien, Emotionen und Blockaden. In dieser gereinigten Umgebung entsteht Raum für neue Ideen, Klarheit und Kreativität.

Idee: Binde für die Rauhnächte deine eigenen Smudge Sticks. Das sind Räucherbündel, die aus verschiedenen frischen Kräutern und Blüten bestehen. Am bekanntesten ist weißer Salbei. Damit du räuchern kannst, müssen die Sticks vollständig getrocknet sein. Du kannst sie natürlich auch vorgebunden kaufen. Zünde den Smudge Stick an, puste ihn direkt wieder aus und reinige mit dem entstehenden Rauch Stück für Stück dein Zuhause. Für noch intensiveres “Reinigen” kannst du mit einer Feder den Rauch im Raum verteilen.

(Traum-)Tagebuch schreiben

Auf deine Träume solltest du während der Rauhnächte ganz besonders achten, denn sie können sich in dieser Zeit intensiver und klarer anfühlen. Man sagt, jede Nacht steht für einen Monat des neuen Jahres und wir können durch unsere Träume einen Blick in die Zukunft “erhaschen”. So soll die Nacht vom 24. auf den 25. Dezember für den Januar stehen, die Nacht vom 25. auf den 26. Dezember für den Februar und so weiter. Da Träume oft flüchtig sind, solltest du sie morgens so schnell wie möglich in einem Traumtagebuch festhalten. Wenn du dich an keinen konkreten Traum erinnern kannst, notiere dir zumindest das Gefühl, das du beim Aufwachen wahrnehmen konntest. Generell ist Journaling ein tolles Ritual für Selbstreflexion und bewusstes Wahrnehmen.

Idee: Lege dir ein Notizbuch oder einen Block neben dein Bett und greife morgens als erstes zum Stift, um deinen Traum oder dein Gefühl schriftlich festzuhalten.

Auf gute Schlafqualität achten

Reflexion braucht einen klaren Geist. Und ein klarer Geist braucht erholsamen Schlaf. Wenn du aufgeräumt und fokussiert ins neue Jahr starten möchtest, solltest du während der Rauhnächte besonderes Augenmerk auf deinen Schlaf legen. Du kannst die Zeit auch nutzen, um herauszufinden, was du brauchst, um gut und erholsam schlafen zu können.

Idee: Kreiere für diese Zeit ein beruhigendes Abendritual, das du nur für dich hast. Elemente könnten sein: Buch lesen, Yoga, Meditation, Journaling, Tee trinken, Entspannungsbad, Selfcare, Atemübungen, Kerzen anzünden, in deiner Lieblingsbettwäsche schlafen, Abendspaziergang.

Wellness für Körper & Geist

Egal ob ein Tag im Spa oder ein Wellness-Ritual zu Hause: Nimm dir Zeit für dich! Massagen, Entspannungsbäder, Körperpeelings, Gesichtsmasken, Sauna - all diese wundervollen Rituale helfen uns, loszulassen und zu entspannen.

Idee: Buche dir während der Rauhnächte eine Massage. Die festen Griffe lassen dich deinen Körper spüren und dein Geist kann loslassen. Dabei können deine Gedanken unterbewusst wandern, also ohne dass du sie bewusst kontrollierst oder wahrnimmst. Das ist nicht nur super entspannend, sondern fördert auch unsere Kreativität.

Aromatherapie für zu Hause

Im Winter gehen wir nicht so viel raus wie im Sommer. Uns fehlt Licht, die Sonne zeigt sich nur selten. Aromatherapie bringt dir die Natur nach Hause und schafft eine Atmosphäre, in der du dich wohlfühlen kannst. Für jede Stimmung gibt es ätherische Öle. Zitrusfrüchte machen gute Laune, Kräuter reinigen, Blüten entspannen, Hölzer sorgen für Balance. Du kannst sie auf ganz unterschiedliche Weise anwenden, z.B. in einer Duftlampe, einem Körperöl oder einem Entspannungsbad.

Idee: Die Bergamotte schenkt uns Licht, wenn wir es am dringendsten brauchen. In der Aromatherapie kommt sie deswegen bei Stimmungsschwankungen, Überforderung, Stress oder depressiven Verstimmungen zum Einsatz. Wenn du 1-2 Tropfen ätherisches Öl in die Handfläche tropfst, sie im Uhrzeigersinn verreibst und dabei tief einatmest, kannst du der Dunkelheit für einen Moment entfliehen. Das ist auch ein tolles Einschlafritual!

Aufräumen - vor allem digital

Aufräumen schafft Klarheit, weswegen die Zeit der Rauhnächte dafür ideal ist. Gemeint ist damit eher Ordnung schaffen als richtig ausmisten (das soll nämlich Unglück bringen). Das beschränkt sich keinesfalls auf die physische Welt. Auch im digitalen Raum sammelt sich über das Jahr allerhand “Datenmüll”, der etwas Ordnung gut vertragen kann. So kannst du nicht nur mit Dingen abschließen und aufgeräumt ins neue Jahr starten, sondern schaffst auch Raum für neue Ideen.

Idee: Vielleicht gehörst du auch zu den Menschen, deren Desktop eher einer Bibliothek von Screenshots und Dateien ähnelt? Nutze die Zeit, um deine Downloads, deinen Desktop, deine Notizen und/oder dein E-Mail-Postfach aufzuräumen.

Spielerisch orakeln

Es gibt ein sehr beliebtes Silvester-Ritual, das seinen Ursprung in den Rauhnächten hat: Bleigießen. Dazu musst du nicht ans Orakeln glauben. Es macht einfach Spaß, die gegossenen Symbole zu interpretieren, um verborgene Botschaften zu entdecken oder mögliche Hinweise auf das nächste Jahr zu erhaschen.

Idee: Bleigießen ist nicht besonders nachhaltig und auch nicht besonders gesund. Gute Alternativen sind Wachsgießen oder Kaffeesatzlesen.

Affirmationen & Manifestation

Aufschreiben ist wichtig, daran glauben noch wichtiger. Positive Affirmationen helfen uns, diesen Glauben zu entwickeln und zu stärken. Dabei geht es um den Glauben an uns selbst und daran, dass wir unsere persönliche Entwicklung, Ziele und Wünsche manifestieren - also bewusst wahrnehmen und damit ins Leben ziehen. Nur so können sie „echt“ werden und ihre Abstraktion verlieren.

Idee: Leite von deinen Zielen und Wünschen für das neue Jahr positive Selbstbekräftigungen ab und verinnerliche diese. Ein Beispiel: Ich wünsche mir, mehr Zeit für mich zu haben. → Ich nehme mir bewusst Zeit für Dinge, die mir gut tun und Spaß machen.

Ich wünsche dir viel Freude mit den Ritualen und hoffe, dass du die Zeit der Rauhnächte positiv für dich nutzen kannst.